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Der "Teich Siloah" in Jerusalem

Ein Fund aus 2004 führt zur Revision des Lage des Teiches Siloah (Johannes 9)

Siehe auch: Teich Siloah (mit Bildern)


Unter dem Obstgarten einer griechisch-orthodoxen Kirche in Jerusalem liegt möglicherweise ein riesiges Goldstück. Noch ist es nicht ganz gehoben - aber das könnte sich bald ändern. Denn vermutlich liegt hier der Teich Siloah - eine archäologische Sensation, die durch Zufall gefunden wurde.

Das Johannesevangelium berichtet von einer Krankenheilung, die am Teich Siloah stattgefunden hat. Jesus wies einen Blindgeborenen an, sich am Teich Siloah zu waschen, nachdem er ihm einen Brei auf die Augen gestrichen hatte (Johannes 9). Der Mann gehorchte und wurde sehend.

Seit Jahrhunderten wird in Jerusalem Pilgern und Touristen ein Stelle gezeigt, die als Teich Siloah bezeichnet wird. Die Stelle befindet sich am Ende des "Hiskiatunnels", südlich vom Tempelberg.

König Hiskia ließ im 8 Jh. v.Chr. von zwei Arbeitertrupps einen Tunnel graben, der die Stadt Jerusalem mit Wasser versorgen sollte. Hiskia befürchtete eine Belagerung Jerusalems durch die Assyrer - die unter dem assyrischen König Sanherib im Jahr 701 v.Chr. tatsächlich eintraf. Vorausschauend ließ Hiskia die Befestigungen verstärken, Proviantspeicher und Waffenlager anlegen. Besonders wollte er die Wasserversorgung während einer möglichen Belagerung innerhalb der Stadt sicherstellen. So ließ er den 512,5 Meter langen "Hiskiatunnel" bauen: Von der Gihonquelle floß das Wasser durch den Tunnel bis zu einer gesicherten Schöpfstelle. Bisher ging man davon aus, daß diese Wasserstelle der Teich Siloah sei.

Doch dieses Wasserbecken stammt nicht aus der Zeit von Jesus, sondern aus dem 2. Jahrhundert n.Chr. Kaiser Hadrian (117 - 138 n.Chr.) ließ den Teich anlegen, als man bei Steinbrucharbeiten das durch den Hiskiatunnel geleitete Quellwasser wieder entdeckte.

Im 4. Jahrhundert n.Chr. kamen byzantinische Pilger in das Heilige Land, weil sie heilige Stätten suchten. Sie meinten dann am Ende des Hiskiatunnels, südlich des Tempelbergs, den Teich Siloah gefunden zu haben, doch er stammte, wie besagt, aus dem 2. Jahrhundert.

So kam es dann, daß Kaiserin Eudokia um 450 n.Chr. an dieser Stelle eine byzantinischen Kirche erbauen ließ, deren Säulenreste man heute noch in dem Wasserbecken erkennen kann. Zerstört wurde die Kirche 614 n.Chr durch die Perser.

Im Sommer 2004 wollten städtische Arbeiter am Hang unterhalb des Tempelberges eine neues Kanalisationsrohr verlegen. In der aufgerissenen Erde fielen dem Archäologen Eli Shukron zwei große antike Stufen auf. Als man den Ort ausgrub, kamen weitere Stufen zum Vorschein - und ein Wasserbecken. Die Anlage ließ sich anhand von Münzenfunden leicht datieren - 1. Jh. vor - 1. Jh. nach Christus.

Folgende Ausgrabungen in der unmittelbaren Umgebung des Pools brachten übrigens noch weitere archäologische Erkenntnisse aus der Zeit von Jesus: Zwischen Straße und Pool lagen ein offener Vorplatz und eine Säulenhalle.

Wie kam die ursprüngliche Lage des Teiches Siloah in Vergessenheit? Mit der Zerstörung Jerusalems wurde das Wasserbecken wohl aufgegeben. Vielleicht wurde der herodianische Teich durch die Winterregengüsse zunächst einfach mit Schlamm bedeckt. Als man den Teich nicht mehr regelmäßig reinigte, verschlammte er bald und war somit nicht mehr sichtbar.

Der im Jahr 2004 entdeckte Teich Siloah scheint trapezförmig zu sein. Seine Größe bleibt noch ein Geheimnis, denn der verborgenen Teil des Teiches liegt unter dem besagten Obstgarten der griechisch-orthodoxen Kirche. Ob der Patriarch die Erlaubnis zu weiteren Ausgrabungen geben wird, ist noch offen. Zu wünschen wäre das, denn würde es sich tatsächlich um den Teich von Siloah aus der Zeit von Jesus handeln, wäre der Jerusalemtourismus um eine Attraktion und Pilgerstätte reicher.



Bibelstellen zum Teich Siloah

2. Könige 20,20-21:
Wasserreservoir Hiskias
20 Was mehr von Hiskia zu sagen ist und alle seine tapferen Taten und wie er den Teich und die Wasserleitung gebaut hat, durch die er Wasser in die Stadt geleitet hat, siehe, das steht geschrieben in der Chronik der Könige von Juda.
21 Und Hiskia legte sich zu seinen Vätern. Und sein Sohn Manasse wurde König an seiner Statt.



Jesaja 8,6-8:
Wasser von Siloah
6 Weil dies Volk verachtet die Wasser von Siloah, die still dahinfliessen, und in Angst zerfliesst vor Rezin und dem Sohn Remaljas,
7 siehe, so wird der Herr über sie kommen lassen die starken und vielen Wasser des Stromes, nämlich den König von Assyrien und alle seine Macht, dass sie über alle ihre Ränder fluten und über alle ihre Ufer gehen.
8 Und sie werden einbrechen in Juda und wegschwemmen und überfluten, bis sie an den Hals reichen. Und sie werden ihre Flügel ausbreiten, dass sie dein Land, o Immanuel, füllen, so weit es ist.



Nehemia 3,15:
Teich der Wasserleitung
15 Aber das Quelltor baute Schallun, der Sohn Kolhoses, der Vorsteher des Bezirkes von Mizpa; er baute es und deckte es und setzte seine Türen ein, seine Schlösser und Riegel, dazu die Mauer am Teich der Wasserleitung bei dem Garten des Königs bis an die Stufen, die von der Stadt Davids hinabführen.



Lukas 13,1-5:
Einsturz des Turmes
1 Es kamen aber zu der Zeit einige, die berichteten ihm von den Galiläern, deren Blut Pilatus mit ihren Opfern vermischt hatte.
2 Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Meint ihr, dass diese Galiläer mehr gesündigt haben als alle andern Galiläer, weil sie das erlitten haben?
3 Ich sage euch: Nein; sondern wenn ihr nicht Busse tut, werdet ihr alle auch so umkommen.
4 Oder meint ihr, dass die achtzehn, auf die der Turm in Siloah fiel und erschlug sie, schuldiger gewesen sind als alle andern Menschen, die in Jerusalem wohnen?
5 Ich sage euch: Nein; sondern wenn ihr nicht Busse tut, werdet ihr alle auch so umkommen.



Johannes 9,1-15:
Heilung des Blinden
1 Und Jesus ging vorüber und sah einen Menschen, der blind geboren war.
2 Und seine Jünger fragten ihn und sprachen: Meister,wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, dass er blind geboren ist?
3 Jesus antwortete: Es hat weder dieser gesündigt noch seine Eltern, sondern es sollen die Werke Gottes offenbar werden an ihm.
4 Wir müssen die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann.
5 Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.
6 Als er das gesagt hatte, spuckte er auf die Erde, machte daraus einen Brei und strich den Brei auf die Augen des Blinden.
7 Und er sprach zu ihm: Geh zum Teich Siloah - das heisst übersetzt: gesandt - und wasche dich! Da ging er hin und wusch sich und kam sehend wieder.
8 Die Nachbarn nun und die, die ihn früher als Bettler gesehen hatten, sprachen: Ist das nicht der Mann, der dasass und bettelte?
9 Einige sprachen: Er ist's; andere: Nein, aber er ist ihm ähnlich. Er selbst aber sprach: Ich bin's.
10 Da fragten sie ihn: Wie sind deine Augen aufgetan worden?
11 Er antwortete: Der Mensch, der Jesus heisst, machte einen Brei und strich ihn auf meine Augen und sprach: Geh zum Teich Siloah und wasche dich! Ich ging hin und wusch mich und wurde sehend.
12 Da fragten sie ihn: Wo ist er? Er antwortete: Ich weiss es nicht.
13 Da führten sie ihn, der vorher blind gewesen war, zu den Pharisäern.
14 Es war aber Sabbat an dem Tag, als Jesus den Brei machte und seine Augen öffnete.
15 Da fragten ihn auch die Pharisäer, wie er sehend geworden wäre. Er aber sprach zu ihnen: Einen Brei legte er mir auf die Augen, und ich wusch mich und bin nun sehend.

Literatur: Zeitschrift "Welt und Umwelt der Bibel" Nr. 38

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Ins Netz gesetzt am 20.08.2007; letzte Änderung: am 18.06.2015
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